O Wind, der um den Fuji weht – Japanische Lyrik

Heute möchte ich eine kleine Auswahl japanischer Lyrik präsentieren.

Viele Gedichte klingen wahr.
Aber die tiefste Wahrheit lebt in denen,
die einfach sind wie Kinderworte.

Mutsuhito

O Wind, der um den Fuji weht,
könnt ich doch einen Hauch von dir
in meinem Fächer mit nach Hause nehmen!

Matsuo Basho

Wenn du singen könntest, Schmetterling,
hätten sie dich längst
in einen Käfig getan.

Matsuo Basho

Die Wolken sehen aus wie Wogen
und die Wogen wie Wolken.
Ich muß einen Fischer suchen,
daß er mir sagt,
wo das Meer ist.

Ki No Tsurayuki

Vorgestern wälzte sich der Fluß
noch dröhnend vorüber.
Doch gestern zog er schon gedämpfter dahin.
Und heute ist er fast versiegt.
Wie kurz ist und wie sinnlos doch das Leben!

Unbekannter Dichter

Die Gedanken der Menschen
in meinem Heimatdorf
sind mir nicht mehr vertraut.
Aber die Blumen duften noch wie damals,
als ich ein Kind war.

Ki No Tsurayuki

Wenn man den Dieb, den man zur Nacht
gefangen hat, bei Licht besieht,
dann ist es der eigene Sohn.

Yamasaki Sokan

| Alle Texte sind dem folgenden Band entnommen: Hausmann, Manfred: Liebe, Tod und Vollmondnächte, Japanische Gedichte. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1951.

Strategien

„Gehen sie ruhig vor mit ihren drei Sachen.“ „Danke sehr. Es sollte nur eine Sache werden und dann.“ „Ja, ich kenne das. Gibt es kein Mittel dagegen.“ „Ich habe ja mal gelesen, die Stellen die Regale so, dass man besonders viel kauft. „Ja, das habe ich auch schon gehört.“ „Eigentlich ganz schlau.“ „Bei meinem Mann klappt das nicht.“ „Sie glückliche.“ „Im Gegenteil. Ich stelle den Mülleimer so, damit er sieht, dass auch der Gelbe Sack voll ist und die Flaschen und das Altpapier und was passiert? Nichts.“ „Wie bei meinem Sohn.“ Sie beginnt zu lachen: „Vielleicht haben wir einfach nur die Angebotsschilder vergessen.“ Nachdenkliche Zustimmung: „Das wird es sein.“

Hintergründe

Soeben wollte ich eine kleine Episode des Erfurter Zusammenlebens abtippen, da schaut ein Junge, ungefähr 8 Jahre alt, sehr aufmerksam auf den Bildschirm meines Laptops: „Du, sag mal, bist du Tierpfleger oder so?“ Ich verneinte. Er zog seine Mutter hinzu. „Mama, guck mal, der hat Grillensex auf dem Computer.“ Ich schaue mir die Aufnahme selber an und musste feststellen, der Junge hatte Recht. „Warum hast du das da drauf?“, fragte er weiter. „Ich fand das Foto einfach schön.“ „Mama, der findet Grillensex schön.“ Die Aufmerksamkeit in der Bahnhofsbäckerei verlagerte sich zusehends in Richtung meines Rechners. „Junger Mann, was erzählen sie da eigentlich meinem Sohn“ „Nichts weiter. Nur eben, dass ich dieses Foto als Hintergrund verwende, weil ich es sehr ansprechend finde.“ „Ach! Und über die Hintergründe ihres Hintergrundes haben sie sich keine Gedanken gemacht.“ Ich gab zu, dies sei nicht der Fall gewesen. Der Junge lachte mich weiter an. Zwei Damen, ca. 30, aus ihrer Diskussion über die optimale Farbe von Preiselbeermuffins gerissen, lachten mich aus. Der Zugbegleiter nebenan betrachtete mich mitleidig.

Spottförderung

Ein Vater unterhält sich mit seinem halbwüchsigen Söhn über die Olympiade. „Überall diese Hobbydeutschen im Sport. Ich halt das nicht mehr aus. Guck mal auf den Medaillenspiegel. Also früher…!“ Er hält seinem Sohn die Bild hin. „Ich find das gar nicht so schlecht, es wird doch langsam.“ Aufbrausend: „Wird doch langsam. Ohne diese Hobbydeutschen, da…!“ Der Sohn schaut auf: „Was sind denn eigentlich Hobbydeutsche?“ „Das sind solche, die nur Deutsche werden, damit sie ihr Hobby weitermachen können, als Beruf. Und wir bezahlen die dann mit unseren Steuergeldern.“ „Und was findest du jetzt so falsch daran.“ Der Vater reckt sich etwas, die nur wenig aufrechtere Haltung verleiht seinen Worten keine zusätzliche Wirkung: „Weil die keinen Nationalstolz haben. Hätten die den, dann würden die gewinnen. Die sorgen doch nur dafür, dass Deutschland überall verspottet wird.“ „Und wenn es die Deutschen nicht besser können?“ „Ach papperlapapp.“ Der Vater schlägt vergebens nach einer Fliege.