du willst tanzen auf dem Mond
tanzen auf dem Mond
kalt hier und kein Licht
willst sein ein Wirbel
Pirouetten auf dem Mond
das Licht willst du sein
für die Krater
Hertzsprung
willst sein wie der Mond
und kalt an meinen Händen
Schaudort – Text | Bild | Schreiben
Lest Zsófia Balla.
du willst tanzen auf dem Mond
tanzen auf dem Mond
kalt hier und kein Licht
willst sein ein Wirbel
Pirouetten auf dem Mond
das Licht willst du sein
für die Krater
Hertzsprung
willst sein wie der Mond
und kalt an meinen Händen
Was? Sie kennen Eugen nicht? Zugegeben – bis vor Kurzem ging es mir noch genauso. Aber so ist es eben – er war ein Weltstar, der keiner wurde.
Eugen Schnepple, der Früh-Unvollendete, hat in Heilbronn das Licht der Welt erblickt und wurde dabei zu lange kopfüber gehalten. Die Nachbarn wussten da konnte nichts Gutes bei rauskommen. Aber nur wenn man die Wette ohne Eugen macht.
Schon in jungen Jahren war klar, hier wächst ein besonderer Junge heran. Es zieht ihn auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Das Theater hat es ihm angetan. Da kann es kaum verwundern, dass er schon mit 10 die ersten gefeierten Vorstellungen auf dem Pausenhof gibt und kurze Zeit später zum Inventar des Theaters Heilbronn gehört. Mit Federboa und Knautschzylinder geschmückt tritt er den Lausejungen der Bleichstraße entgegen. Ein Eugen Schnepple weiß, wie man mit Feinden umzugehen hat!
Dann ist der große Tag da. Unser Eugen bekommt ein Rollenangebot und wieder ist ein Feind im Weg. Erst kümmert sich Eugen darum und dann geht es ab ins Berlin der Roaring Twenties. Mit Federboa und Knautschzylinder als Verrückter unter noch Verrückteren. Jetzt geht es erst richtig los. Schon im Zug macht er große Pläne mit einem Theaterschreiberling aus Augsburg. Kaum angekommen landet er in den Wirrungen von Politik und merkwürdigen Geheimgesellschaften. Aber auch am Theater und dieses Mal als richtig große Nummer.
Ach man muss ihn einfach lieben. Wenn uns Frederic Schulz hier einen Sonderling (Legenden besagen es könnte sich um seinen eigenen Urgroßonkel handeln.) präsentiert, dann einen besonders liebenswürdigen. »Eugen« ist die Autobiographie eines Früh-Unvollendeten in 13 Akten (Sic!). Mit viel Humor lässt er Eugen durch den Sündenpfuhl seiner Zeit treiben. In den besten Momenten funktioniert das in einer wunderbaren Situationskomik, in den Schwächeren kann es auch mal ein recht offensichtlicher Wortwitz sein.
Frederic Schulz, Mitglied der Erfurter „Aktionsgruppe Eskapismus“, stellt er uns mit »Eugen« eine Groteske über einen so naiven, wie zupackenden jungen Mann vor, der in seinem kurzen, intensiven Leben alles mitgenommen hat, was ihm seine Zeit bot. Selber Historiker, ließ es sich Schulz nicht nehmen die Großstadt der goldenen Zwanziger hier mit allen ihren Abgründen auf einen Charakter treffen zu lassen, der genauso fiebernd agiert.
Und so ist »Eugen« eine rauschhafte, lebensbejahende, aber auch tragische Debuterzählung, die Lust darauf macht, doch noch etwas mehr aus dieser Zeit zu lesen, die uns in der jetzigen Situation so komplett abhanden gekommen zu sein scheint. Perfekt funktionierender Eskapismus also.
| Frederic Schulz: Eugen. Proof Verlag, 2020. 158 Seiten.
Da liegt er flächendeckend
in die Dämmerung gegeben
der Kopf vermischt die Farben
Grau und Weiß und Backstein
Und man könnte denken
Was soll jetzt noch passieren
wenn schon der Schnee zurück ist
Aber auch damit ist es nicht weit her
von Worten und Zahlen verdeckt
ist da Nichts um das Gesicht zu schützen
Es bleiben dir die einzelnen Tauben,
der Kaffeeduft und ein Husten.
Sehr viel passender kann man die „Magie“ der Vorsätze für das neue Jahr kaum zusammenfassen.
Ein großer Teich war zugefroren;
Die Fröschlein, in der Tiefe verloren,
Durften nicht ferner quaken noch springen,
Versprachen sich aber, im halben Traum,
Fänden sie nur da oben Raum,
Wie Nachtigallen wollten sie singen.
Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz,
Nun ruderten sie und landeten stolz
Und saßen am Ufer weit und breit
Und quakten wie vor alter Zeit.
*Der Titel „Die Frösche“ ist eine spätere Zuschreibung. In der Werkausgabe letzter Hand von 1827 ist das Gedicht Abschnitt 10 unter den „Parabolischen Gedichten“.
|Zitiert nach: Goethe, Johann Wolfgang von: Werke 1, Gedichte, West-östlicher Divan. Insel Verlag 2007, S. 244.
Wenn ich, beseligt von schönen Küssen,
In deinen Armen mich wohl befinde,
Dann mußt du mir nie von Deutschland reden; –
Ich kann’s nicht vertragen – es hat seine Gründe.
Ich bitte dich, laß mich mit Deutschland in Frieden!
Du mußt mich nicht plagen mit ewigen Fragen
Nach Heimath, Sippschaft und Lebensverhältniß; –
Es hat seine Gründe – ich kanns nicht vertragen.
Die Eichen sind grün, und blau sind die Augen
Der deutschen Frauen; sie schmachten gelinde
Und seufzen von Liebe, Hoffnung und Glauben; –
Ich kann’s nicht vertragen – es hat seine Gründe.
| Aus: Heine, Heinrich: Neue Gedichte. Hoffmann und Campe, 1844. Seite 81.
| Digitalisat unter: https://de.wikisource.org/wiki/Wenn_ich,_beseligt_von_sch%C3%B6nen_K%C3%BCssen
Verstecke ich meine imaginären Freunde
Einer in den Kleiderschrank, einer in die Dusche und einer will sicher sein. Er sitzt in der Wäschetrommel.
Bang schauen wir zu Tür und singen leise: Der Lauterbach kommt, der Lauterbach kommt.
Es ist unser liebster Nachtmahr.
Wie sich die Haifischhaut zusammen zieht
Wenn ein anderer Mann in deiner Kehle vergeht
Und er nach kurzem Erschauern fahl wird, sich deinen Schatten zu nutze macht in dem er sich versteckt
Denn er bekam was er wollte und du bekamst was er wollte.
Jetzt in dem Kissen 80×80 als Füllung Daunen und getrocknetes Leben von den Lippen getropft bevor es begann.
Der unplanmäßige Halt deines Zuges
verwährt dir den Umstieg
und so stehst du unter blauem Himmel
umgeben von einer Hundertschaft Güterwaggons
zu wenig Zeit für einen Gang in die Stadt
kaufst du dir ein Büchlein über Ikigai
liest von einem hundertjährigen Sushimacher
der auf Okinawa sein Geschäft aufbaute
mit neuen Ideen jeden Tag den Vögeln abgelauscht
und du spürst die Wärme der Sonne
und das gleichbleibende Surren der elektrischen Spannung
so wie der alte Japaner auf seinem Weg durch Naha
unter dem Rauschen der Bäume
findest du ein Ikigai:
Die Stille am Gleis 2 in Bitterfeld
an einem mäßig warmen Sonntagmittag im Herbst
An die Theke gelehnt, mit großen Gesten
erklärt er die Welt aus Schaum und Wellen
des Biers und Bewegungen im Kehlkopf
es ist wie beim Dart sagt er,
wer immer die Mitte trifft kommt voran
schafft es aber nie ans Ende
da bleibt dann das Quäntchen, die letzte Eins
dann prostet er der Luft zu, dem Automaten
aber den hat er sich abgewöhnt sagt er,
das ist dann so eine Sache von Glück und Statistik
und von Glück verstehe er was
er finde das ist wie bei Daumen erzählt er dem neuen Glas
wenn man die so anguckt, sind die doch auch nicht besonders
wer sagt schon „Du schlimmer Daumen!“ und wo zwei sind
da ist eh einer zu viel hat er von seiner Frau gelernt
er verneigt sich und geht
das Publikum ist ausgetrunken
morgen kommt er wieder
und er weiß schon wen er trifft
Am Ortsrand rollt die Sonne noch Stroh
das langsame Gehen den Radweg entlang
macht uns das Wochenende weit
wie mit Siebenmeilenschritten geht es voran
frisch mit dem Wind um die Wette
und die großen Ideen im Kopf
zwischen den Dörfern machen wir Halt
blicken auf die Äcker
laden kurz auf
jetzt können sie kommen
sollen sie sich doch zeigen
und ihre Geschichten erzählen
wir sind bereit, wir hören zu
wir haben die Halme unter der Nase
oder: Alles, was ich meinem Friseur nicht erzählen kann
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