sehr langsam rollt voran
der Zug mit mir
und meinen Gedanken
dem Wunsch einmal im Rathaus
allein in der Nacht
die Gänge zu zählen
von Amts wegen und statistisch
verliert sich mein Blick
an einem Baum
an dem wir gerade schon vorbeikamen
Schlagwort: Baum
Short V – Bachstraße
In der Bachstraße stehen wir
Und fangen den Wind mit unseren Träumen
Zwischen den Waggons der Bahn westwärts
Liegen und den Schotter ertragen
Und den Blick an die Bäume heften
Ob sie nun da sind oder Nicht
Über uns werden die Fenster verfunkelt.
Die Stille am Gleis 2 in Bitterfeld an einem mäßig warmen Sonntagmittag im Herbst
Der unplanmäßige Halt deines Zuges
verwährt dir den Umstieg
und so stehst du unter blauem Himmel
umgeben von einer Hundertschaft Güterwaggons
zu wenig Zeit für einen Gang in die Stadt
kaufst du dir ein Büchlein über Ikigai
liest von einem hundertjährigen Sushimacher
der auf Okinawa sein Geschäft aufbaute
mit neuen Ideen jeden Tag den Vögeln abgelauscht
und du spürst die Wärme der Sonne
und das gleichbleibende Surren der elektrischen Spannung
so wie der alte Japaner auf seinem Weg durch Naha
unter dem Rauschen der Bäume
findest du ein Ikigai:
Die Stille am Gleis 2 in Bitterfeld
an einem mäßig warmen Sonntagmittag im Herbst
ringsum.
Das waren
Die Löcher im Holz
Bei Sommerwind Insekten folgen
Ich denke, du kennst ihn noch
Der Baumstamm alt und zerfressen
Wurde hierhergebracht
Zum Klettern, zum Stürzen
Und wenn einer von uns fiel
Flog der andere hinterher
Immer als anderer Held
Standen wir denen gegenüber
Lass uns noch einmal klettern
Und lachen bis uns die Luft ausgeht
Vielleicht dreht sich der Boden wieder
Und dann eins zwei zehn
Wenn einer von uns fällt
Fliegt der andere hinterher
Stehen wir denen gegenüber
Die wissen nichts
Gar nichts
10 Pix IV – Heilbad Heiligenstadt
Wir sind zurück im Thüringer Norden. Das Solebad im Eichsfeld bietet weitläufige Parks, eine Kaufland Fleischwarenfabrik und eine Vielzahl von Mühlen. In der literarischen Tradition der Stadt sind vorrangig zwei Namen gegenwärtig: Theodor Storm (1817-1888), der hier von 1856-1864 als Kreisrichter weilte und die Regentrude schrieb (1862), und Heinrich Heine (1787-1856), der hier 1825 seine protestantische Taufe erhielt.