Caprice

immer wenn du von der Tinte verfolgt
mit den Blättern vom Baum
und dann durch die Pfützen fielst
immer tiefer bis zum Magmakern

wenn du in Luftschiffen
auf Polarexpeditionen gingst
um mit den Eisbären zu sprechen
über Finnwale und andere Freunde

wenn du Shibuya entdecken gingst
unbemerkt mit der Menge
aus dem Rahmen liefst
wie im japanischen Holzschnitt

immer dann machten wir
aus dem Schweigen eine Burg
zogen uns in das sachte Kratzen zurück
und genossen wie sich die Worte sammelten

O Wind, der um den Fuji weht – Japanische Lyrik

Heute möchte ich eine kleine Auswahl japanischer Lyrik präsentieren.

Viele Gedichte klingen wahr.
Aber die tiefste Wahrheit lebt in denen,
die einfach sind wie Kinderworte.

Mutsuhito

O Wind, der um den Fuji weht,
könnt ich doch einen Hauch von dir
in meinem Fächer mit nach Hause nehmen!

Matsuo Basho

Wenn du singen könntest, Schmetterling,
hätten sie dich längst
in einen Käfig getan.

Matsuo Basho

Die Wolken sehen aus wie Wogen
und die Wogen wie Wolken.
Ich muß einen Fischer suchen,
daß er mir sagt,
wo das Meer ist.

Ki No Tsurayuki

Vorgestern wälzte sich der Fluß
noch dröhnend vorüber.
Doch gestern zog er schon gedämpfter dahin.
Und heute ist er fast versiegt.
Wie kurz ist und wie sinnlos doch das Leben!

Unbekannter Dichter

Die Gedanken der Menschen
in meinem Heimatdorf
sind mir nicht mehr vertraut.
Aber die Blumen duften noch wie damals,
als ich ein Kind war.

Ki No Tsurayuki

Wenn man den Dieb, den man zur Nacht
gefangen hat, bei Licht besieht,
dann ist es der eigene Sohn.

Yamasaki Sokan

| Alle Texte sind dem folgenden Band entnommen: Hausmann, Manfred: Liebe, Tod und Vollmondnächte, Japanische Gedichte. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1951.

Wie der alte Hooker

I’m in a mood
Spangen aus Haaren reißen
die Wolken zählen über dem Meer
in einem Horrorfilm weinen

in a mood
Bäume fällen mit dem Teelöffel
dem Blick eines Kindes standhalten

a mood
eine Grille fangen
auf der Autobahn
sie aussetzen und warten
bis sie springt

mood
eine Narbe im Gesicht tragen
statt eines Freundes
einem Falken den Rücken zudrehen

Mut
einem Japaner in Weimar
den Fischerhut klauen

Fremde Kulturen.

Fremde Kulturen

Der Sommer schlägt wieder zu und den Passanten der Wind um die Münder. Die Schlange vor der Post am Anger durchtrennt viele Laufbahnen. Zwei Junge Männer in angepasster Bekleidung: „Alter, am Wochenende heißt es wieder Flucht.“ „Hä. Warum?“ „Isso, da ist die Gayschar wieder unterwegs?“ „Na und, juckt nicht. In Japan bezahlen die dafür, dass die kommt?“ „Was hat die Gasychar jetzt mit Japan zu tun?“ „Hä. Geishas sind doch japanische Prostituierte.“ „Du bist doch krank, Mann! Ich hab ja schon Vorurteile, aber du haust man wieder richtig auf die Kacke.“ Die Beiden nehmen ihr Zalando-Paket entgegen und verlassen die Post.