Vorm Anadolu

Mädchen  was  stehst  du

Nervös im  Rauch

Vorm Anadolu

Gemeinsam  mit  den Tomaten

Lokaler Anbau,  recht  günstig.

Was  zitterst du in  Richtung der Zwei

Die  fährt  in  die  falsche  Dichtung

Aber  damit hast du  nichts  zu  tun

Ich  brauche  dich  hier

Vorm Anadolu

Mit  dem Skelettkopf auf dem Shirt

Und  deinem Zittern

So  ruhelos

Wärmst  du  dich  an  deiner Kippe

Dass  auch der Dönermann  um  dich  besorgt

In  den  Zeilen  erscheint

Vorm Anadolu

Herrschen Kälte  und Poesie

Und  beide  greifen  nach  dir.

Wintermädchen

Noch warten wir. Der Herbst verwöhnt mit Sonne, blauem Himmel. Der Körper schwitzt. Er friert selten. Dennoch ein älterer Text als Vorausschau. Auch das wird wieder kommen.

Wintermädchen

 

Du bist mit dem Schnee gekommen,
weißer als er, viel weniger befleckt
lagst du hier an einem Morgen.

 

Dir einen Mantel stricken, so lang
wie den Winter wollte ich
ihn werden lassen, du schautest auf
meine Finger, meine aufgerissenen
Nagelbetten und sagtest nur:
„In camera caritatis.“

 

Und als Labsal flochtest du
dein Haar in das Meine
und in die Geborgenheit
versank dein Wort mit der Stunde
und der Anmut der Wintervögel.

 

In den Schnee bist du gegangen, noch
immer viel zu fleckenlos für mich.
Einen Mantel tragen, viel zu lang
für diesen eiligen Winter?

 

Wer weiß schon von den ganzen
Geschichten mit den Namen
unerkannter Wintermädchen

Der Wagen

Ein Donnerstag. Beste Einkaufszeit. Durch die gut gefüllten Gänge eines Großmarktes schieben sich Paarem Mütter mit Kindern. Einige Menschen tragen ihre Einkäufe auf den Armen. In der Sportwarenabteilung stellt ein junges Mädchen Laufschuhe zurück in das Regal. Sie greift nach weiteren Paaren, stellt sie ab. Mit einem skeptischen Kopfschütteln, wendet sie sich einem kräftig gebautem Herren, um die vierzig, zu. Er trägt eine Stielpfanne und eine Aktenordner unter den Armen. Vor einem Einkaufswagen bleibt er stehen: „Wann hast du denn das alles da reingepackt?“ Seine Tochter schaut ihn an. „Ach Papa, wir haben doch gar keinen Wagen.“ „Bist du sicher?“ „Das Bier sieht ganz nach mir aus.“ Er legt die Pfanne und den Ordner in den Wagen. „Was tun sie da?“ „Meinen Einkauf einpacken.“ „In meinem Wagen?“ „Oh, ich hätte schwören können…“ „Papa, wir haben keinen Wagen.“ Er kratzt sich am Hinterkopf, nickt. „Du hast Recht, das war letzte Woche.“ Der Vater nahm die Waren wieder an sich. Seine Tochter läuft neben ihm her, Richtung Kasse. Hinter ihnen folgt eine junge Frau mit üppig gefülltem Einkaufswagen: „Könnt ihr mal warten? Wo wollt ihr denn hin?“