Liegen und Worte zählen die man noch sagen kann
beim Vorschlag Matratze schon stutzt du
das könnte doch zur Krisenkommunikation genutzt werden
so eine Matratze ist ein Refugium, unter ihr versteckt man
auf ihr liegt man und tut Dinge, die ich auch tun wollte
aber wir zählen weiter. Den Vorschlag Montag lehnst du auch ab.
Montag ist Krise in einem Wort. Montag ist wie ein Diktator der Woche.
Keiner will ihn und alle gehorchen. Beim Vorschlag Wiese schüttelst du den Kopf.
Wiesen sind keine gute Idee. Wie auf der Matratze kann man hier liegen und Dinge tun, die ich auch tun möchte.
Aber jetzt wo die Wiesen alle dürr sind, legt man sich nicht freiwillig. Ich sage Strand. Du sagst Wohlstandssignal.
Ich sage Kaffeetasse. Du sagst Anbaumethoden und Plantagenwirtschaft. Ich sage Kuss, da sagst du Übergriffigkeit.
Ich sage du. Da denkst du kurz nach. Schüttelst den Kopf. Dein Blick der zu einem trotzigen Kind.
Du heiße immer von sich weisen. Du heiße vom Ich ablenken.
Jetzt ist die Liste immer noch leer und ich lasse dich allein.
Schlagwort: feature
Wir Sitzen im Bach
Wenn am Abend die Biber schlafen
gegen die Strömung träumen sie an
und dann wird gebaut
sie schaufeln und wir
machen es uns gemütlich
ist ihr Bau und wächst
uns ins Herz schaufeln sie
gegen die Strömung träumen wir an
den Abenden sitzen wir gemeinsam
Short V – Bachstraße
In der Bachstraße stehen wir
Und fangen den Wind mit unseren Träumen
Zwischen den Waggons der Bahn westwärts
Liegen und den Schotter ertragen
Und den Blick an die Bäume heften
Ob sie nun da sind oder Nicht
Über uns werden die Fenster verfunkelt.
Short VI – Arana
Noch eben im Netz
Und nähert sich
Dieses kleine Wunder
Setzt sich ab
In deiner Asche
Dreht es eine kurze Runde
Und ich stelle mir vor
Wie sie deinen Namen übt
Um ihn zu weben
Immer und Immer
Dein Name Legende des Spinnenvolkes
Short IV – Sonne
Erst durch Haar und Talg und Epidermis
Ist alles HORN irgendwie
Über den Gedanken
Zerren sie dir an der SCHWARTE herum
Und du so ein wenig Nervenzappeln
wenn sie dir Rupfen um Rupfen nehmen
mit Unterhaut und Sehnenhaube
löst du dich ab, löst du dich auf
es hilft auch kein Leibchen aus Speichelfäden
wenn der ABRISS in der Sonne glänzt
ohne Stirn, ohne Idee
Short Iii – Ufer
beobachtest den Streit der Spatzen
um ein ausgehöhltes Brötchen
trocken wie das Gras um dich herum
Es ist Juni, Sommer an der Spree
und hinter einem Baum wird ein Handy gefunden
verloren geglaubt, zitternd bereits die Follower
vor dem unwiederbringlichen Verlust
die Bürogebäude zerlaufen im Wasser
zu Mondrianschen Flächenspielen
Darüber touristisches Winken
und das grüßende Bier vom Ausflugsdampfer
Jeder der Spatzen trägt nun seinen Happen
und verlässt deine Szene
alles das wird untermalt vom Ruf des Blässhuhns
Du stimmst mit ein, erschreckte Follower fallen vom Baum
Nachtlos
Wir wollten unzählbar sein
Nur spürbar als Luft in den Lungen
Durch die Dunkelheit von Laterne zu Laterne ziehen
Halte ein, sagst du
Nachtlos sammeln wir
Unsere gegenseitigen Schwüre in die Tränensäcke
Jenseits des Standstreifens
ich kehre die Autobahn
Feudeln gegen Feinstaub
Du sagst
Ich solle Wolken züchten
Wolken auf die Leitplanken wickeln
mit ihren Tropfen die Fahrbahn säubern
wir legen uns auf den Mittelstreifen
sammeln die Sonne ein
zählen Marienkäferbeine auf dem Asphalt
Du sagst
Drei Kirschkerne in einem Schatten
geben noch keinen Arcimboldo
ziehen die Fahrbahnen auseinander
verbinden damit unsere Augen
heben die Arme
Du sagst
jetzt können wir Träumen
jetzt können wir Fliegen
wir fließen dahin
wir reißen die Brücken ein
die Augenbinden zerfleddern
das Licht kehrt wieder
wir sind grenzenlos wie keiner
Tamara Danz Straße
die beiden Bs ihres Lebens
Breitungen und Berlin
hier Kindheit, dort Kunst
heute verbauen sie hier die Seele
die neue Mall, die neuen Häuser
und alles trägt ihren Namen
als Farbfleck auf dem Waschbeton
und unter dem Asphalt liegen die Toten
und Sand ins Auge wehts
von der Werra von der Spree
vom Schloss her, von der Mauer
und vielleicht an roter Ampel
summt ein Bauender »Schlohweißer Tag«
| Der Text wurde zuerst auf der Seite Literaturland Thüringen veröffentlicht.
Abgeschaut: Rainer Maria Rilke (1875-1926) – »Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort«
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus.
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist der Beginn und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um