Kaulquappen

Zählen
so hast du die Zahlen gelernt von eins bis zehn
am Weiler mit dem Strohhütchen
zehn Minuten Robinson
verloren ganz kurz im Schilf
hindurch zum Volk der Enten
Handel treiben vielleicht
außer Schnattern war da Nichts
dann mit der Sirene nach Hause
Montag zwölf Uhr zur Bohnensuppe
gelaufen, gesprungen, ein Frosch
ein Ford ohne TÜV
Null

Der Frosch – Eine Hälfte eines Gespräches

Tatort: Südthüringenbahn zwischen Meiningen und anderswo
Tatzeit: Anfang März, Samstag vormittag. Es ist kalt und ungemütlich.

Beim Betreten des Zuges liegt auf einer 4er-Sitzgruppe ein Handtuch quer über das Polster.
Daneben steht ein geöffneter Wander-Rucksack. Aus der Toilette des Schienenfahrzeuges ein Klingeln.
Der Besitzer des Polsterarrangements verlässt die Sanitärkabine und das Gespräch beginnt:

…ja mein Schatz! Ich bin gerade noch im Zug.
…im Zuhug. Nach heim.
…Eine halbe Stunde.
…Eine halbe Stunde noch.
…Sowieso alles scheißig hier. So bumsglatt. Hab mich erstmal auf den Arsch gepackt.
…Jetzt ist ein Handtuch untergelegt.
…Was lachst du’n da? Habe ich immer dabei.
…damit der Sitz nicht nass wird.
…Ja der wird doch sonst nass.
…Ne, das machen wir dann am Nachmittag.
…Du kannst ja schon mal unsere Straße machen.
…Doch in eher halben Stunde. Sonst macht eben Papa wieder alles allein.
…Ja Papa.
…Deswegen bist du doch meine Göttin. Küsschen.
…Die packst du in die Babysitzschale und den Skianzug und dann los.
…Klar kannst du, das sind zehn Minuten.
…Wenn nicht, dann ruf die Iris an. Die nimmt sie so lang. Die hat doch immer Zeit.
…Oder tu sie hoch zu der Krankenschwester.
…Zehn Minuten sind das. Mehr nicht.
…Dann eben fünfzehn.
…Ich hab ziemlich Hunger.
…Dann macht das eben der Papa.
…Deswegen bist du ja meine Göttin.
…Ich streichele auch deinen kleinen Frosch.
…Ja bis er glitschig ist.
…Wie machst es mit Baby?
…Zur Krankenschwester? Gut.
…Ja auch die Kaulquappe kommt.
…Zum Frosch.
…Zum Frohosch.
…Lieb dich Göttin.
…Nein dich.
…Den Frosch auch.
…Gleich. Jetzt mach die Straße.
…Papa kommt ja gleich. Halbe Stunde.
…Ja dich.
…Küsschen.

Binsenjungfer

angezählt die Bewegungen
bleibst hängen neben Schilf,
Schlag, Schlag,
das machen die Flügel

Schlag, der Tümpel grüßt
Schlag, für einen Betrachter
Schlag, macht er sich Farben zu eigen
die sind geborgt

im Sehloch des Schauers gerichtet
Schlag, dreht der sich
Schlag, fällst du ab
gebraucht
der Schauende hat Neues
für dich sind Froschmaul und Brack

10 PIX I: Bad Langensalza

Das Grinsen breit über dich du Ruheloser.
Das Grinsen breit über dich du Ruheloser.

10 Aufnahmen aus dem Kurort im nördlichen Thüringen. Eine kommentierte Galerie. 10 Pix Bad Langensalza

David OReilly – »The external world«

Vor einigen Wochen sah ich erstmals einen Animationskurzfilm von David OReilly im Rahmen der Reihe »Kino Dynamique« im Kunsthof Jena. »Please say something« zeigt die hochkomplexe Gefühlswelt des Zusammenlebens. Die Figuren, eine weibliche Katze und ihr Lebensgefährte, eine männliche Maus, kämpfen sich durch den Alltag zwischen Selbstbezogenheit und Aufmerksamkeit für den Gegenüber. Wenn sich der erste Eindruck der possierlichen Animation gelegt hat, zeigt sich vor allem in Introspektiven, wie sich die Gefühlswelt der Protagonisten voneinander entfernt, um schon im nächsten Moment wieder zueinander zu finden.

Einen Schritt weiter geht »The external world«. Episodenartig wird die Entgrenzung des Individuums durch Gesellschaft und Medien thematisiert. Was OReilly hier zeigt, ist nicht weniger als das Mittendrin im Nebendraußen. Mit eiskaltem Blick lässt er seine Protagonisten in ihrem Nebeneinander aneinander vorbei darben, ohne ihnen die vollendete Hoffnungslosigkeit vorzusetzen. Der Alltag bietet Erfolge, kleine, manchmal.

THE EXTERNAL WORLD

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