Warum eigentlich nicht?

Warum sollten wir nicht am Leipziger Platz

die Weltwunder suchen

Augen geworfen nach Links, nach Rechts

und jede Ampelpause macht friedlich


Warum sollten wir nicht an der Werra

laufen bis zum Wehr

mit den singenden, springenden Fischen flussabwärts

die Schwanzflossen glänzend im Licht


Warum sollten wir nicht die Sonne

auf wie Wilhelmsburg tragen

über der Stadt die Freude verschütten

Burggräben füllen mit Glück


Warum sollten wir nicht mit Sisyhpos

den Stein auf den Inselberg rollen

bis er klein und bleich im Schnee liegt

und wir rodeln dem Glühwein entgegen


Warum eigentlich nicht?

Neujahr. Spaziergang.

14 Grad. Du machst dir auch Frühjahr im Kopf.

Neben dem Dom plätschert die Gera und 2022 wird ein Jahr. Bestimmt.

Du siehst den Fisch, der gegen die Strömung kämpft. Wie er sich windet. Pirouetten kunstvoll. Sein Grau fast transluzent.

Ob er vielleicht auf der Jagd ist unter dem Füßen der Ente. Prost Neujahr Fisch, denkst du.

Aber der Fisch ist ein Becher und 2022 wird so ein Jahr. Bestimmt.

Saubert

Ein letztes Mal sind wir auf einem Weihnachtsmarkt. Heute in der Bachstadt Eisenach. An einem beliebten Glühweinstand diskutiert die Ausschenkerin mit ihrem Nachwuchs.
– Oh, warum können wir denn nicht noch einen trinken?
– Jetzt geht endlich, ihr steht schon seit gestern Abend hier und sauft meine Einnahmen weg.
– Wir trinken doch kaum was.
– Verschwindet endlich. Die Leute gucken schon.
– Ja, weil wir dursten müssen.
– Diskutiert nicht, haut ab. Und duscht endlich mal. Ich stehe hier neben dem Glühwein und einem Fischstand und alles was ich rieche, seid ihr.
Die Jungs gehen. Ein Passant gibt noch seine Meinung zum besten.
– Richtig so, junge Frau. Wenn meine Kinder stinken, schicke ich sie auch immer unter die Dusche.

Begriffsförderung

Begriffsförderung
Ein Müller Blu Ray Regal, dahinter Haare. „Dieses Dingens, wie heißt das denn nur. Man, mir liegt es auf der Zunge.“ „Belag?“ „Haha, nein! Zu warm machen.“ „Heizung?“ „Nein. Nich sowas.“ Die Haare bewegen sich. „Mikrowolle?“ „Alter, denkst schon wieder ans Essen?“ „Ja, beschreib doch mal.“ „Na, so bunt und hell.“ „Hä?“ „Ja, Mann. Das kennst du auch.“ Zwei Jungs erscheinen, 13, Baseballjacken, grüne Hosen. „Das hatten wir doch gerade in Deutsch. In dem Gedicht.“ „Wüste?“ Schaut seinen Freund genervt an:„Du Lauch. Kann man mit Wüste was warm machen?“ Hebt die Achseln:„Ja, wenn man es hinbringt.“ Augendrehen: „Woah, ja Joker.“ „Frau?“ Er zieht die Augenbrauen hoch: „Hää, was laberst du?“ Bestimmt, mit breitem Grinsen: „Frauen machen heiß.“ „Noch en Joker. Brüller.“ „Ja, dann sag doch mal was.“ „Das bringt der den Menschen.“ Denkt nach: „Opfersteuern?“ „Haha. Sei froh, dass es keine gibt.“ Hebt den Blick in die Augen des Andern. Man sieht, dass er es weiß. Er wartet eine Sekunde, dann fängt er an zu lachen: „Alter, meinst du Feuer?“ Wegwerfend: „Hmm, ja.“ „Und ich bin ein Lauch, oder was?“