Dieser alte Riesenbau in der Uhlworm, den du mit zeigen wolltest, natürlich stand er noch. Mauern so wehrhaft, bis die Fallen, steht in der Umgebung kein Stein mehr auf dem anderen. Irgendein Investor hatte auch einmal große Pläne gehabt. Ein Tagungs- und Begegnungszentrum sollte wohl entstehen. So ganz genau weiß man es nicht. Du zeigtest mit deinen spillerigen Armen auf das Schild. Verwaschen und verfalbt von 15 Jahren Stadt. Aber warum gerade hierher? Konnten wir nicht wie alle anderen in eine Bar gehen, einen Pub? Warum sollte unser zweites Treffen auf einem abgesperrten Baugrundstück stattfinden? Wir suchen Lücken, schwache Elemente im mannshohen Bretterzaun. Und ehe ich noch dem Mund öffnen konnte, warst du schon durch eine Spalte geschlüpft. Ich konnte dich nur noch erahnen. Zu leicht der Klang deiner Schritte. Dann deine Stimme und Anweisungen. Wir gingen nebeneinander, getrennt von 1,5 Zentimetern Holz in einem leichten Blauton. Hin und wieder sah ich ein Stück Sohle oder ein Paar Fasern Hosensaum. Du redetest mit mir, damit ich den Mut nicht verlor. Ein Eingang für mich in deine Welt, es musste ihn geben. Das Ende des Weges. Wir kehrten um. Wieder nur Sohne und Hosensaum. Eine besonders große Öffnung ließ mich deinen Oberschenkel erblicken. Deine Stimme zog mich noch immer. Es war doch nur etwas Holz. Bretter nebeneinander gezimmert und schlecht gestrichen. Meine Tritte und Schläge brachten keinen Erfolg. Du wolltest das auch nicht. Wenn ich zu dir käme, dann sollte es still und friedlich sein, wie du selbst. Was mir blieb war Klettern. Aber auch sagtest du nein. Du wusstest einfach, dass es einen Weg geben musste. Auch jetzt näherten wir uns wieder dem Ende des Weges. Über den Brettern deine Fingerspitzen sichtbar. Deine Lockrufe zogen mich über den Kies der Gehbahn. Gegenüber, auf einen Rollator gestützt, ging eine ältere Dame im Gespräch mit sich selbst. Sie war zu sehr mit sich beschäftigt um zu registrieren, wie gierig ich diesen Zaun anstierte.