Galla

Und schon wieder denkst du an Galla. Heinz Michael Galla, diesen großartigen Künstler, diesen am Ende seines Lebens redescheuen Mann. Dieser Name mal wieder im Kopf. Dann ist da auch gleich Aphroe. Und wieder die Frage ob von dem noch ein Album kommt. Aber Galla, der Galla – für dich RAG und KOPF-STEIN-PFLASTER. Dieses Album damals 98. RAG „Unter Tage“. Aphroe, Pahel, Mr. Wiz und Galla.

Jetzt hattest du auch Helden. Eine eigene Musikrichtung. Jetzt warst du einer von diesen harten Jungs. Oder besser einer von den Jungs, die so lange hart waren, so lange sie harten Jungs zuhören konnten. Das gab es auf deinem Dorfgymnasium nicht. Da hörte man die Ärzte, die Böhsen Onkelz oder Madonna, die mit Frozen ihren 5 Frühling hatte.

Klar – die Rapmusik gab es. Aber die war aus den Staaten oder witzig. Das Deutsche war dir alles zu bequem. HipHop durfte nicht witzig sein wie bei den Beginnern. Rap sollte über das echte Leben sprechen. Rap sollte hart sein. Das Leben auf der Straße, das wolltest du hören.

Und bei den Amis konntest du immer nur mitnuscheln. Und überhaupt die Amis. Da musste man echt aufpassen. Nur nicht den Falschen erzählen, dass man Black Eyed Peas oder Xzibit hört. Sofort war man ein Sellout – ohne das man wusste, was das ist. Und dann stand man da auf dem Schulhof, die Baggy in den Kniekehlen, die Cap schräg auf dem Schädel und übte sich in Handzeichen. Eastcoast, Westcoast. Erst diese Worte gewechselt, dann konspirative Blicke. Reagierte da Jemand? Schüttelte jemand den Kopf?

Und dann kam RAG. Ruhrpott AG. Der Ruhrpott als die Bronx Deutschlands. Bochum, Dortmund, Essen waren hart und dreckig. KOPF-STEIN-PFLASTER. Endlich konntest du mitrappen. Alle Texte im Kopf und alle Hooklines auf der Zunge. An der Kasse im Norma dein Solo.

Endlich Vorbilder aus Deutschland, die es mit den Amis aufnehmen konnten. Helden für dich. Aphroe, Pahel, Mr. Wiz und Galla. Heinz Michael Galla, diesen großartigen Künstler, diesem am Ende seines Lebens so redescheuen Mann.

Ein Flow

Blick in den Hinterhof

Ein leiernder Beat

Im Kopf den Mond

Der soll in den Text

Kommt nicht raus

Suchst nach Dopamin

Das macht sich rar

Die wenigen beleuchteten Fenster

Dahinter beheizte Räume

Boom Bap

lass es laufen

Bleibst beim Beat

Der leiert den Stift über Papier

Braucht kein Dopamin

Bleibt am Schreiben

Ohne die Fenster

Fließt der Stift

Und du hältst ihn einfach

Flow aus Beat leiert

Boom ein Satz

Bap ein Text

Lass den Mond aus

Den braucht es nicht

Das Bild eh von gestern

Hinterhof sagt

Boom

Welchen Flow es braucht

Um Bap den Text

aus den Stift auf Papier

auf den Beat zu leiern