Weihnachtsmarktwirtschaft

Ein Montagmittag in Erfurt. Den Anger erstickt unter weihnachtlichen Klängen, Glühweinverführungen und Käsefüßen. In einem der Stände werden Wollmützen feilgeboten. Interessiert trete ich an die Verkäuferin heran.
– Guten Tag junger Mann, was kann ich für sie tun?
– Guten Tag. Ich suche eine Mütze für eine Frau mittleren Alters.
– Sind wir ehrlich, habe ich hier nur solche. Aber mir gefallen diese hier besonders.
Sie zeigt mir eine weiße Mütze mit grauer Bommel.
– Ja, ziemlich gut. Was könnten sie mir noch empfehlen?
– Die Grauen gehen auch gut. Aber dieser Glitzerflitter daran.
– Gebe ich ihnen Recht. Würde ihr auch nicht gefallen.
– Diese hier? Schwarz, weiße Bommel.
– Zu dunkel.
Eine weitere Kundin hat sich der Bude genähert. Betrachtet die Szene interessiert.
– Und diese hier?
– Auch wieder Glitzerflitter. Ich nehme die erste, die weiße Mütze.
Die Verkäuferin beginnt zu suchen. Verwundert durchkramt sie die vorgestellten Mützen nach dem ersten Exponat. Die Beobachterin tritt näher heran.
– Was suchen sie denn?
– Eine weiße Mütze für den jungen Mann.
– Die auf ihrer Hand?
Mit einem erleichterten, wie überraschten Lachen erkennt die Verkäuferin ihren Fauxpas.
– Oh ja. Ach wie immer. Es wird Zeit für das Ende des Weihnachtsmarktes.
Die Beobachterin wendet skeptisch ein:
– Aber dann sind sie auch wieder arbeitslos.
– Ja, das stimmt. Junger Mann ihre Mütze. Macht 15 Euro bitte.
– Ich danke ihnen. Auf Wiedersehen.
Die Beobachterin verbleibt noch am Stand.