Liegen und Worte zählen die man noch sagen kann
beim Vorschlag Matratze schon stutzt du
das könnte doch zur Krisenkommunikation genutzt werden
so eine Matratze ist ein Refugium, unter ihr versteckt man
auf ihr liegt man und tut Dinge, die ich auch tun wollte
aber wir zählen weiter. Den Vorschlag Montag lehnst du auch ab.
Montag ist Krise in einem Wort. Montag ist wie ein Diktator der Woche.
Keiner will ihn und alle gehorchen. Beim Vorschlag Wiese schüttelst du den Kopf.
Wiesen sind keine gute Idee. Wie auf der Matratze kann man hier liegen und Dinge tun, die ich auch tun möchte.
Aber jetzt wo die Wiesen alle dürr sind, legt man sich nicht freiwillig. Ich sage Strand. Du sagst Wohlstandssignal.
Ich sage Kaffeetasse. Du sagst Anbaumethoden und Plantagenwirtschaft. Ich sage Kuss, da sagst du Übergriffigkeit.
Ich sage du. Da denkst du kurz nach. Schüttelst den Kopf. Dein Blick der zu einem trotzigen Kind.
Du heiße immer von sich weisen. Du heiße vom Ich ablenken.
Jetzt ist die Liste immer noch leer und ich lasse dich allein.
Autor: tarianus
Short VII – Sturz
Jetzt sind sie alle übereinandergestürzt
Vertrieben durch den Marmorkopf vom Alten Fritz
Segeln die Bände und blättern sich zusammen
Da landet der Ermittler aus Berlin in Istanbul und wird aus Venedig gegrüßt
Hier geht es ja zu wie bei der ARD denke ich und sortiere meine Mediathek neu.
Pix – Streetart zur »Tapefabrik 2022«, Wiesbaden














Die Area um den Schlachthof in Wiesbaden ist ein Hot-Spot der Jugendkultur in der Landeshauptstadt. Aber auch Kreativwirtschaft und Medienunternehmen sind hier in direkter Nachbarschaft. Hervorzuheben ist dabei das Murnau-Filmtheater. Betrieben von der Murnaustiftung wird hier ein schicker Mix an internationalen Independentfilmen gezeigt
Der Schlachthof selber ist seit 1994 ein Kulturzentrum. Die Location mit mehreren Floors war Bühne für die »Tapefabrik 2022«. Die zehnte Ausgabe der Jam sollte schon 2020 stattfinden, was aus bekannten Gründen nun nachgeholt werden musste. Und hell yeah – das hat sich mal so richtig gelohnt.
Auf der Bühne Old Skool Acts wie Cora E und die Stieber Twins, Hypeacts wie OG Keemo oder fresher Boom Bap Ship von Die P oder Presslufthanna.
Und zu einer richtigen Jam gehört auch Graffiti Art. An und um den Schlachthof gab es frische Walls und den Geruch von Lack. Ein Paar der besten Pieces habe ich hier mal zusammengestellt.
* Wenn ein Writer hier eines seiner Werke sieht und gerne eine Verlinkung möchte oder das die Pics nicht hierher gehören, schreibt einfach kurz hier.
** Nicht alle Pieces sind dieses Jahr entstanden.
Wir Sitzen im Bach
Wenn am Abend die Biber schlafen
gegen die Strömung träumen sie an
und dann wird gebaut
sie schaufeln und wir
machen es uns gemütlich
ist ihr Bau und wächst
uns ins Herz schaufeln sie
gegen die Strömung träumen wir an
den Abenden sitzen wir gemeinsam
Short V – Bachstraße
In der Bachstraße stehen wir
Und fangen den Wind mit unseren Träumen
Zwischen den Waggons der Bahn westwärts
Liegen und den Schotter ertragen
Und den Blick an die Bäume heften
Ob sie nun da sind oder Nicht
Über uns werden die Fenster verfunkelt.
Kurzgelesen – Daniela Danz: »Lange Fluchten«
Cons hatte einen Lebensentwurf. Alles war geplant. Frau, 2 Kinder, Hausbau – Alles ist da. Die Bundeswehr ist seine Berufung, bis er als Zeitsoldat bei einer Übung einen Aussetzer hat. Für einen Einsatz im Kosovo wird er nicht berücksichtigt und von nun an ändert sich alles.
Die Familie lebt auf der (ehemaligen) Baustelle in provisorischen Containern. Während seine Frau den Alltag der Familie bewältigt und die Söhne an ihm vorbei leben, geht Cons seiner Jagdleidenschaft nach. Kaum fähig einen konkreten Gedanken zu fassen lebt er in den Tag.
Daniela Danz nimmt den Leser mit auf eine Reise in das Innere eines Menschen, welches trostloser kaum sein kann. Zwischen Erinnerungen, alten Freundschaften und einem nicht mehr greifbaren Ideal scheitert Cons an sich selber.
Stilistisch holt die 1976 in Eisenach geborene Lyrikerin immer wieder das feine Besteck heraus. Die »Lange[n] Fluchten« sind ein kompaktes, rauschhaftes Werk, lassen den Leser etwas ratlos zurück und erzählen auf den wenigen Seiten so viel mehr über unsere Gegenwart als so manches Opus Magnum.
Schaudort vergibt 9/10 Blickpunkte.
| Danz, Daniela: Lange Fluchten. Wallstein 2016. Roman, 146 Seiten.
Short VI – Arana
Noch eben im Netz
Und nähert sich
Dieses kleine Wunder
Setzt sich ab
In deiner Asche
Dreht es eine kurze Runde
Und ich stelle mir vor
Wie sie deinen Namen übt
Um ihn zu weben
Immer und Immer
Dein Name Legende des Spinnenvolkes
Short IV – Sonne
Erst durch Haar und Talg und Epidermis
Ist alles HORN irgendwie
Über den Gedanken
Zerren sie dir an der SCHWARTE herum
Und du so ein wenig Nervenzappeln
wenn sie dir Rupfen um Rupfen nehmen
mit Unterhaut und Sehnenhaube
löst du dich ab, löst du dich auf
es hilft auch kein Leibchen aus Speichelfäden
wenn der ABRISS in der Sonne glänzt
ohne Stirn, ohne Idee
Short Iii – Ufer
beobachtest den Streit der Spatzen
um ein ausgehöhltes Brötchen
trocken wie das Gras um dich herum
Es ist Juni, Sommer an der Spree
und hinter einem Baum wird ein Handy gefunden
verloren geglaubt, zitternd bereits die Follower
vor dem unwiederbringlichen Verlust
die Bürogebäude zerlaufen im Wasser
zu Mondrianschen Flächenspielen
Darüber touristisches Winken
und das grüßende Bier vom Ausflugsdampfer
Jeder der Spatzen trägt nun seinen Happen
und verlässt deine Szene
alles das wird untermalt vom Ruf des Blässhuhns
Du stimmst mit ein, erschreckte Follower fallen vom Baum
Nachtlos
Wir wollten unzählbar sein
Nur spürbar als Luft in den Lungen
Durch die Dunkelheit von Laterne zu Laterne ziehen
Halte ein, sagst du
Nachtlos sammeln wir
Unsere gegenseitigen Schwüre in die Tränensäcke