ABGESCHAUT – PAUL BOLDT (1885-1921) „WIR DICHTER“

Wie Einsamkeit das Ich im Auge dämmt.
Du ist nicht feil, und Du beginnt zu fehlen.
Geh durch die Menge, um Lächeln zu stehlen,
Verbrauche deine Küsse ungehemmt –:

Ein Schrei wärmt dir den Leib! Zu sehr allein.
Es gibt nur dies, unser Blut-Hoch und Ja,
Unsere Kunst, das Labsal anima!
Das Herz bewegt sich in das Wort herein.

Von den Stummheiten sollen wir aufbrechen!
Nicht nur anjahren in der Existenz.
Von Antlitzfrauen aufreizend umschwiegen

Werden wir jetzt, einmal und wenigstens,
Die Herzensröte an den Lippen kriegen.
Unseren Dialekt des Menschen sprechen.


|Erstmals erschienen in: Die Aktion.
Wochenschrift für Politik, Literatur, Kunst.
Jg. 4, 1914, Nr. 50/52, 24. Dezember, Sp. 939.

|Digitalisat: http://www.lyriktheorie.uni-wuppertal.de/lyriktheorie/scans/1914_boldt.pdf

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