Adventskalender Tür1* – Heinrich Heine (1797-1856) – »WINTER«

Die Kälte kann wahrlich brennen
Wie Feuer. Die Menschenkinder
Im Schneegestöber rennen
Und laufen immer geschwinder.

Oh, bittre Winterhärte!
Die Nasen sind erfroren,
Und die Klavierkonzerte
Zerreißen uns die Ohren.

Weit besser ist es im Summer,
Da kann ich im Walde spazieren,
Allein mit meinem Kummer,
Und Liebeslieder skandieren.

  • Täglich ein kleines winterliches oder weihnachtliches Gedicht bis zum 24.12.2021.

Wintermädchen

Noch warten wir. Der Herbst verwöhnt mit Sonne, blauem Himmel. Der Körper schwitzt. Er friert selten. Dennoch ein älterer Text als Vorausschau. Auch das wird wieder kommen.

Wintermädchen

 

Du bist mit dem Schnee gekommen,
weißer als er, viel weniger befleckt
lagst du hier an einem Morgen.

 

Dir einen Mantel stricken, so lang
wie den Winter wollte ich
ihn werden lassen, du schautest auf
meine Finger, meine aufgerissenen
Nagelbetten und sagtest nur:
„In camera caritatis.“

 

Und als Labsal flochtest du
dein Haar in das Meine
und in die Geborgenheit
versank dein Wort mit der Stunde
und der Anmut der Wintervögel.

 

In den Schnee bist du gegangen, noch
immer viel zu fleckenlos für mich.
Einen Mantel tragen, viel zu lang
für diesen eiligen Winter?

 

Wer weiß schon von den ganzen
Geschichten mit den Namen
unerkannter Wintermädchen