(Sehr) kurzer Versuch über das Wachbleiben

Die Zeit der langen Schatten

das Licht macht aus Bäumen

Haare und Strähnen dunkel

liegen sie auf dem Kupfer aus Laub

du fragst dich

ob Morticia Adams hier mit dem Kamm durchkäme

alles so lang und glatt

und dann ist es Nosferatu an den du denkst

wenn der Herbst auf Murnau macht

die Schatten lange Finger sind

Komme ihnen nicht zu nahe

Oder nimmst du dich besser in Acht

vor Peer Gynt

Verfängst sich sonst in seinen Träumen

Kupfer wird Gold in Fingern

und das lange dunkle Haare gehört der Königin

sie fährt mit euch, mit Peer und dir

durch die Wipfel, in das Licht

Schatten werdet lang ruft ihr

und sie schließen euer Reich hinter den Augen

Schläfst du?

Held

– Lucky Luke wurde abgeknallt.

Der Fünfjährige hält sein Comicbuch in die Luft.

– Aber der Lebt noch. Kann er nur, weil er ein Held ist.

Seine Mutter lächelt mich entschuldigend an. Sie ergänzt:

– Vielleicht war er auch einfach so schnell, der ist einfach zu Seite gegangen.

– Nein, hier guck. Der wird getroffen.

Er zeigt mir eine Liste von Covern und tatsächlich sieht es aus, als wäre der lonesome cowboy getroffen worden. Erwartungsvoll werde ich von vier Augen angeschaut.

– Hm, ja. Es schaut so aus. Aber wenn du ganz genau hinschaust, siehst du, dass nur sein Schatten getroffen wurde. Den hat er da hingestellt.

– Geht sowas, Mama?

– Ja, das kann er, weil er ein Held ist.

– Glaube ich nicht.

Der Junge schaut wieder mich an.

– Sag du mal.

– Na doch. Genau deswegen kann er das. Guck. Hier kann er machen, dass sein Schatten gegen ihn schießen kann und hier kann er den Schatten eben irgendwo hinstellen.

Er überlegt.

– Und wenn ich einen Schatten mache mit Sonnenschirm?

– Dann bist du ein bisschen ein Held.

Seine Mutter nickt.

– Genau.

– Und wenn ich meinen Schatten rumstellen kann, dann ganz sehr?

Diesmal nicke ich.

– Aber der hat es ja auch gut, der hat immer Sonne. Ich kann nur manchmal ein großer Held sein. Der immer. Unfair.

– Du, wir müssen langsam mal weiter.

Die Mutter schiebt den Sohn ein wenig an.

– Ja gut.

– Wenn mal Sonne ist, dann können wir ja schauen wer der größere Held ist.

– Au ja.

Er nickt, springt und ist verschwunden. Seine Mutter winkt noch kurz.