Wenn am Abend die Biber schlafen
gegen die Strömung träumen sie an
und dann wird gebaut
sie schaufeln und wir
machen es uns gemütlich
ist ihr Bau und wächst
uns ins Herz schaufeln sie
gegen die Strömung träumen wir an
den Abenden sitzen wir gemeinsam
Schlagwort: Lyrik
Short V – Bachstraße
In der Bachstraße stehen wir
Und fangen den Wind mit unseren Träumen
Zwischen den Waggons der Bahn westwärts
Liegen und den Schotter ertragen
Und den Blick an die Bäume heften
Ob sie nun da sind oder Nicht
Über uns werden die Fenster verfunkelt.
Short VI – Arana
Noch eben im Netz
Und nähert sich
Dieses kleine Wunder
Setzt sich ab
In deiner Asche
Dreht es eine kurze Runde
Und ich stelle mir vor
Wie sie deinen Namen übt
Um ihn zu weben
Immer und Immer
Dein Name Legende des Spinnenvolkes
Short IV – Sonne
Erst durch Haar und Talg und Epidermis
Ist alles HORN irgendwie
Über den Gedanken
Zerren sie dir an der SCHWARTE herum
Und du so ein wenig Nervenzappeln
wenn sie dir Rupfen um Rupfen nehmen
mit Unterhaut und Sehnenhaube
löst du dich ab, löst du dich auf
es hilft auch kein Leibchen aus Speichelfäden
wenn der ABRISS in der Sonne glänzt
ohne Stirn, ohne Idee
Nachtlos
Wir wollten unzählbar sein
Nur spürbar als Luft in den Lungen
Durch die Dunkelheit von Laterne zu Laterne ziehen
Halte ein, sagst du
Nachtlos sammeln wir
Unsere gegenseitigen Schwüre in die Tränensäcke
SHORT II – Dienstbar
Du sitzt und beobachtet das Ausschwärmen
Der Postfahrzeuge aus ihrem Hive
Von der Königin entsendet
Tragen sie gelb gefärbt ihre frohe Boschaft zu dir
Bestäuben dein Postfach mit Rechnungen
Das sind die Stiche die tiefer gehen
Und alles Fuchteln mit den Armen bleibt sinnlos
Jenseits des Standstreifens
ich kehre die Autobahn
Feudeln gegen Feinstaub
Du sagst
Ich solle Wolken züchten
Wolken auf die Leitplanken wickeln
mit ihren Tropfen die Fahrbahn säubern
wir legen uns auf den Mittelstreifen
sammeln die Sonne ein
zählen Marienkäferbeine auf dem Asphalt
Du sagst
Drei Kirschkerne in einem Schatten
geben noch keinen Arcimboldo
ziehen die Fahrbahnen auseinander
verbinden damit unsere Augen
heben die Arme
Du sagst
jetzt können wir Träumen
jetzt können wir Fliegen
wir fließen dahin
wir reißen die Brücken ein
die Augenbinden zerfleddern
das Licht kehrt wieder
wir sind grenzenlos wie keiner
Tamara Danz Straße
die beiden Bs ihres Lebens
Breitungen und Berlin
hier Kindheit, dort Kunst
heute verbauen sie hier die Seele
die neue Mall, die neuen Häuser
und alles trägt ihren Namen
als Farbfleck auf dem Waschbeton
und unter dem Asphalt liegen die Toten
und Sand ins Auge wehts
von der Werra von der Spree
vom Schloss her, von der Mauer
und vielleicht an roter Ampel
summt ein Bauender »Schlohweißer Tag«
| Der Text wurde zuerst auf der Seite Literaturland Thüringen veröffentlicht.
Ostersonntag
lass uns doch spazieren gehen
vorüber an den Parkflächen
entlang an den Krankenkassen
Büroparks, Spätis, Thai-Masseuren
immer voran zur alten Mälzerei
über den Feldweg von damals
erinnerst du dich
zum Güterbahnhof geht er heute
da raus, wo keiner hin will
lass uns doch ziehen
zur Badausstellung mit den staubigen Fließen
da gibt es auch heute noch Tiere
da gehen wir hin
vielleicht finden wir den einen Waschbären am Bach
der kann uns mit der Flasche winken
die da einer hinterließ zum Gruße
lass uns doch stromern gehn
zu den bunten Tüten wehend im Wind
Abgeschaut: Rainer Maria Rilke (1875-1926) – »Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort«
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus.
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist der Beginn und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um